Dauerhafte EinträgeTag 45Tag 45 Irgendwie war ich aufgeregt im Traum. Jedenfalls habe ich kaum geschlafen und Joana halb Fünf geweckt. Wir trinken Kaffee und ich rede mit Joana, ob sie nicht irgendwie Frei bekommt. Sie geht. Als Erstes schalte ich unseren Computer ein. Stellenangebote sind reichlich. Wie üblich, muss ich die jetzt in Routen zusammenstellen. Die Bewerbungsgespräche müssen mit einem Tagesausflug erledigt werden. Bewerbungsgespräche sind Dienstfahrten. Die sollten auf alle Fälle von denen bezahlt werden, die sie auslösen. Mit dem derzeitigen System werden die Fahrten samt Unfallrisiko auf die Arbeiter abgewälzt. Damit wird auch das Risiko eines dauerhaften körperlichen Schadens auf die Arbeiter abgewälzt. Zumindest erwarte ich, dass ich diese Dienstfahrten steuerlich absetzen kann. Aber das funktioniert auch nicht. Seit langem deutet sich eine Runde in Südtirol an. Immerhin ist das unsere Wahlheimat, in der wir Versicherungen und Steuern bezahlen. Am liebsten wäre mir, noch einen Arbeitsplatz in der laufenden Saison zu erwischen. In Südtirol gibt es da mehrere Möglichkeiten bis hin zu Gletschergebieten. Bei der Planung muss ich jetzt darauf achten, dass ich nicht zu weite Wege zu meiner Joana habe. In Südtirol wird der Arbeitsweg bewusst nicht bezahlt. Man möchte damit den Werksverkehr verringern. Die Umweltbelastung durch die Touristen und den Transit ist eh schon zu hoch. Wir bringen die Opfer für unsere Gäste. Leider verstehen das die wenigsten Touristen. Sie denken, das ist eine Selbstverständlichkeit. Statt die Touristen mit ihren platzraubenden SUV's und Wohnmobilen einfahren zu lassen, würde ich eher einen einspurigen Verkehr bevorzugen. Der läuft flüssiger und wesentlich umweltfreundlicher. Genau der Verkehr wird aber stark verleumdet. Ich rede von Motorrädern und Scootern. Dazu kommen ganz einfache wirtschaftliche Belange. Ein SUV - Fahrer oder ein Camper, wird seine Urlaubsverpflegung samt Verpackung, in seinem Fahrcontainer umher schleppen. Die Gastronomie kann von solchen Touristen nicht leben. Der Umweltschaden ist erheblich. Die Verpackungen bleiben hier und liegen in den naturgeschützten Bergen herum. Ein mehrspuriger Verkehr benötigt natürlich auch den entsprechenden Raum. Ein normales Auto benötigt zehn bis sechzehn Quadratmeter. Ein Wohnmobil oder Campinganhänger, benötigt sicher nicht unter zwanzig Quadratmeter. Diesen Platz gibt es weder in den Bergen noch auf den Straßen zwischen den Bergen. Die Zukunft Südtirols liegt damit eindeutig im einspurigen Verkehr. Einspurig heißt aber nicht, Fahrradverkehr. Fahrräder werden von den Touristen nach Südtirol mitgenommen. Auf dem SUV genauso wie auf anderen Autos und in Anhängern. Das ist kein Umweltschutz. Das ist eher ein Müllexport. Dazu kommt, dass die Fahrräder bis an den Berg oder an das Naturschutzgebiet, individuell transportiert werden. Ich konzentriere mich bei meiner Bewerbung also zunächst auf den Vinschgau. Das stellt kurze Arbeitswege in Aussicht. Mit den kurzen Arbeitswegen wird auch das Unfallrisiko scheinbar etwas eingeschränkt. Für den Vinschgau gilt das in der Hinsicht natürlich nicht unbedingt. Dort herrscht in jeder Saison das reinste Verkehrschaos. Der Nachteil der Täler ist eben, dass man zu wenig Umgehungsstraßen bauen kann. Ich schreibe Betriebe in Burgeis, Schlanders, Partschins, Prad, Mals, Latsch und im Schnalstal an. Mal sehen, wie sie reagieren. Im Grunde schreibe ich nicht viel. Den Meisterbrief kann ich dort eh nicht gebrauchen. Den verschweige ich. Ich zähle ein paar Betriebe auf, in denen ich gearbeitet habe. Zeugnisse bekommt man kaum. Trotzdem fragt jeder nach Zeugnissen. Das ist schon eigenartig im Gebirge. Jona kommt aufs Zimmer. Markus, der Besitzer unserer Autowerkstatt, hat angerufen. Er kann uns den Kotflügel am Mittwoch einsetzen. Er hat den schon da und lackiert ihn heute. Die Schürze hat er auch mit bestellt. Die lackiert er gleich mit. Joana bekommt ab Mittag frei. Wir können einen schönen Spaziergang am See einplanen. Ich gehe mit nach Unten und frage Alfred nach ein paar Langlaufski. Er kann die uns organisieren. Auch die Spezialschuhe. "In einer Stunde sind die da. Welche Schuhgröße hast Du und Joana?" Wir sagen Alfred unsere Schuhgrößen. Er hat sie vergessen. "Wollt Ihr abfahren oder Langlaufen?" "Langlaufen. Abfahren können wir nicht." "Mein Bruder lernt Euch das." "Nein danke. Auf den Pisten sind mir zu viele Besoffene." "Da könntest Du Recht haben." Die Ski bringt uns Dursun. "Ich hab die gleichen Ski und Schuh genommen, wie das letzte mal." "Danke Dursun. Der Chef hatte unsere Größe und die Ski schon vergessen." "Im Moment ist viel zu tun. Alfred muss sich mal ein-zwei Tage frei nehmen." "Gehen wir noch Mal zu Maria, Etwas essen?" "Gerne. Ich komme mit." Ich wusste, dass er bei Maria umgehend nachgibt. "Weißt Du, was ich unbedingt mal essen würde? Einen Grießbrei oder Haferflocken mit Butter und Zucker." "Oh ja, darauf hätte ich auch mal Appetit." Wir gehen mit den guten Vorsätzen zu Maria. Maria ist davon auch begeistert. Sie würde das auch gern essen. Ich suche im Lager von Marco die Zutaten. Schau, es ist Alles da. "Willst Du eine Brennsuppe oder eine einfache Mehlsuppe kochen?", fragt Maria. "Was schmeckt Dir am besten?" "Die einfache." "Esst Ihr die auch mit Butter und Zucker?" "Naja. Die gibt es mit Sauerrahm oder so, wie Du es vorgeschlagen hast. Manche geben auch Zimt dazu." "Ich eß die am liebsten mit brauner Butter und Zucker." "Oh ja, mach uns das so!", sagt Dursun. Maria ist auch für diese Variante. Ich koche den Grießbrei mit Wasser an, gebe Salz dazu und, als er dick wird, saure Sahne. In einer Schüssel auf der Induktionsplatte stelle ich die braune Butter her. Das geht so schnell. Dursun ist begeistert. Die Butter ist braun, wenn sie anfängt zu schäumen. Ich koste die Variante mit der sauren Sahne. Maria beobachtet mich. Ehrlich gesagt, die Variante schmeckt gut. Maria richtet drei Teller. Ich gehe noch mal zu Marco ins Lager. Dort hole ich Vanille, Zitronasun und Rumrosinen. Das rühre ich in den Greißbrei. Dursun staunt und schnüffelt. "Das ist mit Alkohol!" "Da ist kein Alkohol drin. Das ist Rumaroma!" Maria lacht. Sie probiert...flutscht mit der Zunge über die Lippen und gibt ein Kompliment. "Jetzt noch Schokoflocken drauf und wir können das als Gourmet verkaufen." Ich antworte ihr. "Diesen Brei koche ich auch mit Äpfeln oder Birnen. In einigen Menüs biete ich das als Dessert. Die Westdeutschen essen das nicht." "Das kann ich nicht verstehen", sagt Dursun. Joana kommt bereits. Wir können loslegen. Gleich hinterm Hotel geht die Langlaufspur los. Wir müssen bis zum See, bergaufwärts laufen. Auf der halben Strecke müssen wir erst mal eine Pause einlegen. Wir gehen einen Kaffee trinken in der Liftstation. Dort stehen die Abfahrer. Wie versprochen. Einige sind schon jetzt strotzbesoffen. Ich höre Schwäbisch. Wir gehen gleich raus aus der Menge. Als DDR - Bürger muss man sich schämen in diesem primitiven Haufen. Der Kaffee schmeckt gut. Nach dem Kaffee laufen wir gemütlich zum See. Das dauert locker drei Stunden. Es ist Mittagszeit. Wir sind fast allein auf der Piste. Für eine ganze Runde um den See, reicht unsere Freizeit nicht. Wir laufen nur bis zur Staumauer und kehren dort um. Jetzt wird wieder etwas mehr Betrieb. An uns pfeifen zwei Langläufer in einem strengen Tempo vorbei. Sie laufen im Schlittschuhschritt. Ich probiere das und Joana lacht mich aus. Irgendwie scheint das witzig auszusehen. Dafür sind meine Ski auch zu lang. Wir müssen bei Dursun das nächste Mal kürzere Ski bestellen. Vom See in Richtung Nauders wird es gemütlicher. Das Gefälle bringt eine recht gute Geschwindigkeit. Joana fährt vorneweg. Plötzlich bleibt sie in der Spur stehen, um auf mich zu warten. Ich rufe: "rieber!" Sie steht wie ein Stock. Mit Langlaufskiern ist das Umsteigen in eine andere Spur nicht einfach. Schon gar nicht für einen Langläufer, der immerhin vor dreißig Jahren die Kreisspartakiade gewann. Die einzige Methode war also, hinsetzen. Im Laufe der Zeit hat sich natürlich das Körpergewicht etwas verändert. In der Loipe war jetzt ein gewaltiges Loch. "Ist Dir auch Nichts passiert?" Was soll ich da antworten? "Mir fehlt Nichts, Schatz." Nach dem Aufrichten der Schildkröte - so fühlte ich mich, sind wir weiter gewandert. Joana möchte unbedingt verhindern, dass mit Etwas passiert. Immerhin geht es um unser Familieneinkommen. Dursun steht vorm Hotel. Er sieht uns kommen und meinen feuchten Hintern. "Hingefallen?" "Nur hingesetzt, Dursun. Den Skiern ist nix passiert." "Zum Glück. Und die Stöcke?" "Die sind auch heil geblieben." "Na dann gehen wir einen Kaffee trinken." "Das wird Zeit. Ich gehe erst mal trockene Hosen anziehen." "Den guten Anzug?" Dursun wollte scherzen. Er weiß, dass ich nur Trainingsanzüge und Kochklamotten besitze. "Wieso? Ist Marco krank?" "Nein. Das war nur ein Gag." "Achso! Auf alle Fälle gehe ich nicht mit der Hausmeisterkombi ins Kühlhaus." Dursun lacht: "Stronzo!" Joana hat Hunger bekommen. Sie hat nicht von unseren Brei gegessen. "Soll ich Dir einen Grießbrei kochen?" "Pfui!" Joana bezeichnet meinen Lieblingsbrei als Geschlabber. In der Nacht, wenn ich schlafe, isst sie den Rest heimlich. Ich hab mir angewöhnt, immer die dreifache Menge von dem zu kochen, was ich gern essen möchte. Morgens ist das immer weg. "Willst Du ein Panino?" "Nein. Dursun hat Würstl für die Jause warm gemacht. Stimmt das, Dursun?" "Aber sicher. Ich hol Dir welche." Jetzt weiß ich es sicher. Die Zimmermädels gehen nachmittags bei Dursun zur Jause. Dursun hat die Schlüsselposition zu den Frauenherzen. Alfred gesellt sich zu uns. "Wie war die Skitour?" "Das nächste Mal würde ich gern mal kürzere Ski nehmen." "Skater? Aber, die sind unten dran anders geschliffen." "Normale wären mir lieber." "Die haben wir auch. Hat schon Jemand geantwortet?" Alfred zeigt Mitgefühl an meiner Stellensuche. Wir gehen aufs Zimmer. Ich möchte noch schauen, wer geantwortet hat. Es gibt ein paar Antworten. Um die kümmere ich mich morgen. Wir gehen zeitig zu Bett.
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Sonntag, 10. Januar 2021 23:02
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Halbseidener KloßHalbseidener Kloß Der halbseidene Kloß besteht aus rohen und gekochten Kartoffeln. In Thüringen nennt der sich Thüringer Kloß. Die Herstellung ist denkbar einfach. Unter geriebene rohe Kartoffeln, muss kochend heißer Kartoffelstampf gerührt werden. Am besten, die Stampfkartoffel schmeckt der Koch schon ab. In der fertigen Kloßmasse geht das schlecht. Gefüllt wird wie üblich mit Croutons, die gern auch aromatisiert werden können. Gekocht wird das Ganze in siedendem Salzwasser. Der Kartoffelstampf kann mit einfachem Püree aus der Tüte hergestellt werden. Wie sagt mer so schön: Wer einmal Kartoffeln in der Hand hat, wird die auch gekocht bekommen. Sämtliche Kloßarten gibt es als Trockenmasse zu kaufen als auch fertig gefroren. Man muss keine Angst haben vor Chemie. Die ist bei der Zubereitung nicht nötig. Übrigens: Klöße selbst herstellen, ist gelebte Chemie und Physik. Sollte die Kloßmasse aus irgend einem Grund zu wässrig sein, helfen uns die Oberpfälzer. Die streuen einfach Semmelbrösel an und fertig ist der "Brei".
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Freitag, 8. Januar 2021 04:11
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Tag 44Tag 44 Joana weckt mich. Sie hat sich mit Dursun unseren Schaden angeschaut. Wir trinken zusammen Kaffee. Ich sage ihr, dass ich nicht mehr zu Wolfgang muss. Er ruft mich an, wenn er mich braucht. Joana meint, wir könnten heute Nachmittag endlich mal wieder spazieren gehen. "Frage doch ma Alfred, ob er für uns e boar Langlaufski hat." "Das klingt gut. Mach ich. Gehts mit'm Auto?" "Grade so. Ich foar langsam." Wir essen wieder etwas Stollen. Der schmeckt jeden Tag besser. Joana geht jetzt. In der Wäscherei ist viel Arbeit. Wäschewechsel und Abreisen. Von gestern ist auch etwas liegen geblieben. Marco steht schon bei Marlies. Er hat heute Galamenü. Alfred ist mit seinem Vorschlag etwas unzufrieden. Der wäre für das Wochenende zu teuer. Das erste Mal sehe ich Alfred knurrend. Marco ist etwas rot. Marlies gibt mir einen Kaffee. "Guten Morgen", sag ich etwas lächelnd. "Ah. Karl. Guten Morgen." Alfred schlägt sofort um und spielt die Freundlichkeit. Marco hängt sich gleich ran und wünscht mir ebenfalls einen Guten Morgen. Die Situation scheint mit einem Mal entspannt. "Ich überbacke die Fasanenbrust", sagt Marco und Alfred wird zunehmend lockerer. Marco hat ihm indirekt gesagt, dass sich damit der Wareneinsatz verringert. "Haben wir Alles dafür?", fragt Alfred. "Aber sicher", antwortet Marco. Marco kocht heute: Gefüllte Rindszunge - Cremesuppe von Champignons - Cannelloni mit Spinatfülle - Mit Rauchfleischkruste gratinierte Fasanenbrust im Wacholderjus zu Duchessekartoffel und Schwarzwurzelragout - Williamsbirnensorbet Nach den Feiertagen scheint Marco immer noch auf verkürzte Menüs zu setzen. Ich frage ihn nicht deswegen. Das Menü ist gut. Marlies fragt mich, ob ich heute Abend ein paar Brötchen brauche. Sie will mir ein paar mit aufbacken. Ich frage sie, ob sie ein paar Laugenbrötchen mit hat. "Ja, gerne." Alfred stutzt die Ohren. "Laugenbrötchen?" "Wir haben noch ein Glas Leberwurst von Wolfgang. Die schmeckt mir mit Laugenbrötchen am besten." "Na super! Wie geht das Auto zu fahren?" "Naja. Ein paar gemischte Gefühle habe ich schon. Der Kotflügel klappert ganz schön." "Ruf mich an, wenn was ist." Dursun sagt mir, dass er mir hilft. Jetzt fühle ich mich schon erheblich sicherer. Der komische Druck ist weg. Das Auto lasse ich heute nicht warmlaufen. Ich fahre es kalt an. Bereits an der Hauptstraße ist es relativ warm. Ich halte noch mal an, um zuschauen, ob irgendwelche Flüssigkeiten auslaufen. Der Blick unter die Kühlerhaube, gab keine Hinweise. Zu schließen ging die Haube einfach. Bei dem Aufprall hatte nur das Schloss ausgehängt. Zum Glück gibt es noch einen Sicherheitsriegel. Mir wäre sonst die Haube aufgesprungen bei der gestrigen Fahrt. Einzige, was mir Sorgen bereitet, ist der Radkasten. Bis Ried, an der Abfahrt nach Serfaus, ist wenig los. Ab dort ist zähfließender Verkehr in Richtung Landeck. Irgendwie scheinen dort die Autos aus allen Richtungen zu kommen. Nicht nur aus Serfaus und Fiss. Alle sind randvoll bepackt. Man könnte den Eindruck bekommen, die Insassen nehmen mehr mit als sie gebracht haben. Den Tunnel in Landeck umfahre ich wieder. In Landeck ist es seltsam ruhig. Die Einwohner scheinen ausgeflogen zu sein. Bis auf ein paar türkische Betriebe, haben alle Geschäfte geschlossen. Was wäre die Stadt ohne die türkischen Unternehmer? In Imst ist das nicht viel anders. An der Paznauner Abfahrt das altbekannte Bild. Nur die Gendarmen sind heute andere. Heute gibt es keinen Gruß. Ich hebe trotzdem die Hand. Die zwei Gendarmen schauen mir hinterher und denken sich sicher, 'Was iss'n das für'n Trottel?' Bei Wolfgang ist jetzt schon Vollbetrieb. Es sind Einheimische. Wahrscheinlich sitzen die beim Frühschoppen mit Watten. Die Fenster sind angelaufen. Da brauch ich nicht reingehen. Maria hat da voll zu tun. In Ischgl an der Bahn ist Vollbetrieb. Auch im Ort. Die Saufhäuser sitzen voll. Ich sehe um die Zeit schon reichlich Besoffene rumtorgeln. Bei Ruth sitzt auch das Restaurant voll. Dort wird auch gewattelt. Alle haben die Tracht an und gehen etwas später, besoffen, in die Kirche. Der Pfarrer scheint den Geruch zu lieben. Jan steht in der Küche und schält Kartoffeln. Emil schiebt gerade ein paar Gastronorm in den Dämpfer. "Gemüse und Kraut", sagt er. Die Salate sind schon fertig. Das Fleisch liegt verpackt am Hackstock. "Heut gibt es auch Kotelett", sagt mir Emil. Ich ziehe von den Koteletts die Ketten ab. Die machen wir zu Hamburgern. Emil sagt mir, dass wir die Koteletts auch sägen können und zeigt mir die Knochensäge. Die ist fest installiert und muss nur herausgeklappt werden. Das Fleisch ist im Kern noch etwas gefroren. Dafür ist die Bandsäge schon mal gut geeignet. Eigentlich brate ich Koteletts im Stück schon mal etwas im Dämpfer vor. Damit verhindere ich rohe Stellen am Knochen. So werden sie auch etwas saftiger und braten nicht aus. Der eigentliche Vorteil liegt in der verkürzten Grillzeit. Den Jungs gefällt die Methode. Ich lege ihnen zum Personalessen ein paar Stück auf den Grill. Schnitzel schneide ich Dreihundert. Zweihundert paniere ich. Dazu paniere ich auch einhundert Putenschnitzel. "Das reicht! Mach nicht zu viel!", ruft Jan. "Die Meisten essen eh nur Pommes." Pommes und Pasta sind eigentlich ein gutes Geschäft. Auch, wenn sie billig erscheinen. Müssten die Gäste die Gesundheit des Koches mit bezahlen, wären Pommes mindestens doppelt teurer. Gesundheit und Umweltschutz, dürfen wir Touristen natürlich nicht berechnen. Das wäre wirklich ungerecht. Sie bringen doch das Geld in die Ausflugsregionen. Mit dem Maul, natürlich. Schon bei dem Kassieren einer kleinen Kurtaxe, protestieren sie lautstark. Die Touristiker sind dann freche Abkassierer. "Die nehmen es von den Armen!", heißt das Lied. Wir verkaufen alle Schnitzel und schwimmen zeitweise. Ich komme erst nach Drei aus der Küche. Kuchen habe ich keine gebacken. Wir haben noch ein paar Stücke. Anfangs dachte ich, die Leute kämen wegen der Bewegung und dem Langlauf. Ski hatten sie Alle mit. Die Wenigsten sind wirklich Ski gelaufen. Sie haben gesoffen und gefressen - nicht gegessen. Der Blick auf und unter die Tische belegt das. Man fragt sich besorgt, warum wir Tischdecken und Bestecke auflegen. Ich glaube, die Gäste können Pommes und Hamburger nur noch mit den Händen essen. Mitunter geht mir ein Witz durch den Kopf. Der, mit dem zerkratzten Gesicht bei den Ostfriesen. Bei denen bin ich mir aber sicher, dass die mit Besteck umgehen können müssen. Fisch lässt sich mit den Fingern schlecht essen. Ruth gibt mir dieses Mal recht viel Geld. Dazu drückt sie mir eine Tüte in die Hand. Schnitzel. Sie hat mir vier Schnitzel eingepackt. "Dein Personalessen", hat sie gesagt. Wir trinken noch einen Kaffee zusammen. Die Heimfahrt wird zu einem Chaos. Es staut schon in Galtür. Nach Ischgl brauche ich eine Stunde. Von Ischgl nach Kappl dauert es wieder eine Stunde. Bei Wolfgang steht eine Schlange vor der Tür. Ich muss an unsere Platzierungsschlangen vor den Restaurants in der DDR denken. Für die sind wir mal von diesem Volk ausgelacht worden. Eigentlich stehen die überall Schlange. Der Gedanke kommt mir immer wieder in den Sinn, wenn ich diese Warteschlangen sehe. In Landeck steht Alles. Nur nicht in meine Richtung. Irgendwie scheine ich es noch zu schaffen vor achtzehn Uhr, denke ich mir. Wie gesagt. Ich dachte es mir. In Pfunds steht wieder Alles. Dieses Mal den Reschen rauf. Ich sehe gerade unseren Spaziergang, Flöten gehen. Den Reschen hoch bis Nauders brauche ich ab Pfunds, zwei Stunden. Das Abendmenü bei Alfred wird heute besonders lange dauern, wenn die Anreisen mit im Stau stehen. Alfred steht schon am Eingang. Er wartet nur auf eine Anreise. Denen wird Marco eine kalte Platte machen und gut ist. "Staut es?" "Ich wollte nachmittags da sein." "Wann bist Du denn los gefahren?" "Kurz nach Drei." "Fast sechs Stunden. Rekord ist das aber noch keiner." "Wie? Hast Du schon länger gestanden?" "Ja. Acht Stunden von Kappl hier her." "Ich habe Schnitzel mit. Die hat mir Ruth eingepackt." "Ruth? Das wundert mich. " Alfred lässt sich nicht näher aus dazu. Ein paar Hotelgäste verwickeln ihn in ein Gespräch. Bei Marco gehe ich nicht vorbei. Die Zwei schwimmen sicher jetzt. Joana wartet schon. Sie hat die Brötchen von Maria in der Mache. "Ich habe Schnitzel mit." "Das auch noch." Die Schnitzel essen wir mit Butterbrötchen. Die aufgebackenen Teiglinge schmecken gut. Maria lässt die gut gehen. "Morgen hab ich frei. Ich kümmere mich morgen um Arbeit." Wir gehen schlafen.
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Donnerstag, 7. Januar 2021 21:43
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Spinatkloß/SpinatködelSpinatkloß/Spinatködel Zwischen einem Spinatkloß und einem Spinatknödel gibt es erhebliche Unterschiede. Der Knödel wird traditionell von Knödelbrot hergestellt. Der Spinatkloß wird als Seidener Kloß gekocht. Fangen wir mit dem Knödel an. Wir geben in einen Topf kleingeschnittene Zwiebel, etwas Butter und dünsten die Zwiebel glasig. Jetzt geben wir Spinat dazu und gießen das etwas an. Gewürzt wird mit Muskat, etwas Zucker, Salz und bei Bedarf, Pfeffer. Das Ganze pürieren wir mit einem Stabmixer oder Blender und geben ein paar Eier hinzu. Wer den Knödel ziemlich herzhaft möchte, gibt etwas gekörnte Brühe hinzu. Das Knödelbrot schneiden wir uns wie üblich frisch, zum Beispiel aus Toastbrot oder kuttern unser getrocknetes Brot mittels einer Küchenmaschine. Den Spinat geben wir aus dem Blender über das Knödelbrot, rühren das Ganze um und lassen es etwa zwanzig Minuten ziehen. Die Knödel werden mit feuchten Händen in siedendes Salzwasser gegeben und müssen etwa fünfzehn Minuten sieden. Für die Klöße benötigen wir gekochte Kartoffeln, die wir entweder in der Küchenmaschine fein reiben, mittels einer Presse zerkleinern oder mit dem Kuttermesser unter Zugabe von Dunst, kuttern. Der ziemlich trocken behandelte, fertig gewürzte Spinat samt Zwiebeln wird entweder gekuttert oder im Blender püriert. Beides, die Kartoffeln und der Spinat, wird zusammen in einer Schüssel geknetet und daraus formen wir Klöße. Die einfachste Methode erkläre ich jetzt: Zuerst geben wir Spinat, ein Ei und Zwiebelstücken in den Kutter (hohe Geschwindigkeit) und würzen das Ganze mit Salz, einer Prise Zucker und Muskat. Nach dem Ankuttern geben wir Dunst (doppelgriffiges Mehl) hinzu. Damit wird der Spinat sehr fein gekuttert. Jetzt fügen wir geschälte, in Stücke geschnittene Pellkartoffel hinzu und lassen den Teig nicht zu lange kuttern. Auf die Kartoffeln kann in der Maschine noch mal etwas Dunst nachgestreut werden. Die Klöße werden mit feuchten Händen geformt und in siedenden Wasser gekocht. Als Füllung nehmen wir Knoblauchcroutons. Sollte der Teig zu feucht geraten, kann er mit getrockneten Kartoffelflocken (Püree) verfestigt werden. Anfänger sind gut beraten, den Spinat mit Ei und Zwiebel extra zu mixen und im Kutter mit Kartoffel und Dunst anzufangen. Danach kann der Spinat schluckweise zu gegeben werden. Zu beiden Varianten schmeckt braune Butter oder Butterkrustl und reichlich geriebener Hartkäse.
Geschrieben von BeyerKH
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Mittwoch, 6. Januar 2021 09:03
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Tag 43Tag 43
Diesen Samstag wecken wir wieder ohne Wecker auf. Vorm Hotel schlagen die Autotüren. Das klingt nach großem Aufbruch. Den Lärm machen also genau jene Leute, die sich über Lärm beschweren. Am besten, wir vermieten ihnen in Zukunft, Zimmer im Keller. Den Kaffee setze ich heute an. Ich fühle mich frisch. Im Mund ist es mir etwas zu trocken. Das ist eine typische Gebirgserscheinung im Winter. Kalte Luft trocknet. Das ist die beste Zeit, Trockenfleisch in Form von Speck und Schinken herzustellen. Joana freut sich darüber, dass mir der Faden gezogen wurde. Der Anblick des Schnittes ist trotzdem ein Grund, vorsichtig zu sein. In der Küche ist es wirklich schwer und bisweilen unangebracht, Feuchtigkeit zu meiden. Ein Koch wäscht sich am Tag, rund zweihundert Mal die Hände. Bei der Bearbeitung vieler Speisen, sind die Hände auch die wichtigsten Werkzeuge. Joana hat heute Zeit, meinen Kuchen zu probieren. Sie schmatzt. Wenn ich könnte, würde ich jeden Tag so ein Stück mitbringen. Schon an den vergangenen Tagen konnte ich ein Blech vom Bäcker mitbringen. Das haben die Zimmermädchen zusammen verzehrt. Kuchen darf nicht zu alt werden. Vor allem, kein sächsischer. Beim Stollen ist das genau anders herum. Der muss reifen. Ich probiere unseren bestrichenen Stollen. Fast wie zu Hause. Mit der Gebirgsbutter bestrichen, wäre der sächsische Stollen heute, unangefochtener Weltmeister. Die DDR Butter war für mich eh die beste Butter. Ich weiß nicht, was die Westbesatzer in die Butter dreschen. Von richtiger Butter ist das jedenfalls weit entfernt. Naja. Die Westbesatzer der DDR haben früher schon mehr Margarine als Butter gefressen. Das merkt man umgehend. Von einer Butterkultur können wir bei denen nicht ausgehen. Wir gehen zusammen nach Unten. Alfred sitzt bei Marlies und frühstückt. "Guten Morgen. Hat Dich die Frau rausgeschmissen?" Alfred scherzt zurück. "Mein Frau? Die ist noch nicht zurück vom Strich." Margret, unsere Chefin, sitzt schon seit Drei im Büro und schreibt Rechnungen für die Abreisen. Das ist ein unglaublicher Aufwand. Geringe Fehler bei der Eingabe in der Rezeption, können schwere Folgen bei der Abrechnung nach sich ziehen. Vor allem dann, wenn auch der Konsum mit auf Kredit erfolgte. Das gibt regelmäßig Streit bei der Abreise. Bar bezahlen will aber auch Keiner. Die Hosentasche scheint bei vielen Gästen nicht kreditfähig zu sein. Bei der Bezahlung überwiegt jedenfalls die Kreditkartenabrechnung. Traurig, aber wahr. Marlies kommt mit einem Kaffee um die Ecke und stellt ihn mir hin. "Ich hab schon einen halben Liter rein." "Na, den schaffst Du doch noch!" Den Frühstückskaffee kann ich auch nicht als gefährlich einstufen. In Sachsen lief das als Tee oder Bodensehkaffee. Wir würden den vielleicht als Muckefuck verkaufen. In der DDR gab es mal den Kaffeemix. Der schmeckte ähnlich, aber dennoch, besser. Es gibt also kaum ein DDR - Produkt, das wir nicht mit dem Westprodukten vergleichen könnten. Der Witz ist, dass es im Westen keine besseren Produkte gibt. Und das nach zwanzig Jahren Besatzungszeit. Eigentlich gehen wir bei zwanzig Jahren Entwicklungszeit davon aus, dass sich ein Produkt verbessert. Das Gegenteil ist der Fall im Westen. Und genau das ist der Hauptunterschied zur DDR und zum Sozialismus allgemein. "Ich muss los!" Alfred sagt mir, ich solle heute vorsichtig fahren, Marlies schließt sich dem Wunsch umgehend an. Die Zwei sollen Recht behalten. Schon bei der Ausfahrt stehen die ersten zwei vollgepackten Touristenkisten ineinander verhakt vor mir. Kaum bin ich auf der Hautstraße, rutscht mir ein Norddeutscher aus der Nebenstraße ins Auto. "Ich konnte das Auto nicht halten. Entschuldigung." "Darf ich eher davon ausgehen, dass sie nicht fahren können?" Seine Alte sitzt noch in dem Kasten und hält sich das Gesicht zu. SUV mit Allradantrieb. 'Mein Kotflügel ist im Arsch', denk ich mir. Ich probiere, ob er am Reifen schleift. Es geht. "Kostet zwei Mille!", sag ich dem Unfallfahrer. "Macht meine Versicherung!", ist die Antwort, die ich bei diesem Volk auch erwartet habe. "Und ich finanziere ihnen das vor? Ich zahle das Leihauto, die Werkstatt und warte, ob das ihrer Versicherung gefällt?" "So hab ich mir das gedacht." "Ich möchte den Schaden bitte sofort bezahlt haben! Wie sie das mit ihrer Versicherung abrechnen, ist ihre Sache. Wir gehen zu Alfred ins Hotel und klären das dort." Alfred sitzt noch beim Kaffee. Er ruft als Erstes den Ortsgendarm. Inzwischen rufe ich Ruth an und sage, dass ich einen Unfall habe. Ruth zischt vor Wut. "Wann kommst Du in etwa?" "Das Auto fährt noch. Nur der Trabi - Kotflügel ist geknickt und dadurch etwas angerissen." "Also bis dann!" Der Gendarm kommt sofort, nimm Alles auf und schreibt das Protokoll. Wir schrieben ins Protokoll, dass ich eine Teilanzahlung des Schadens fordere. Ich könnte sonst nicht meiner Arbeit nachgehen. Der Norddeutsche erklärt sich bereit. Er gibt Alfred die Karte, um tausend Euro abzubuchen. Die erste Karte nimmt der Kartenleser nicht an und prompt kommt eine andere. In Gold. "Da kannste ooch glei Fünftausend abbuchen mit Schmerzgeld", sage ich zu Alfred. Der Norddeutsche hustet. Seine Furie glüht knallrot vor Wut. Ich dachte, sie frisst vor Wut ihren falschen Zobelkragen. An dem knabbert sie schon die ganze Zeit rum. Joana kommt, ruft Markus, unseren Autohändler an und bestellt den neuen Kotflügel. Sie fragt, was der kostet mit Einbau und Teillackierung. "Rund drei Mille", hat er gesagt. "Wann ist der da?" "In 'ner Woche." "Alles klar. Mach uns bitte 'nen Termin." Wie sagt mer so schön? Den freien Tag verbringen wir entweder beim Arzt oder in der Werkstatt. Freizeit ist Mangelware in unseren Kreisen. Alfred sagt mir, der Unfallverursacher hat tausendfünfhundert reingedrückt. Offensichtlich hat er Mitleid mit mir. Alfred drückt mir gleich die Scheine in die Hand. Den Unfallbericht für unsere Versicherung, die mit seiner Versicherung abrechnet, hat mir Alfred kopiert. "Die Durchschläge sind nicht sicher", sagt er mir dazu. "Du kennst Dich gut aus!", antworte ich ihm. "In Touristenhochburgen gehört das zum Tagesgeschäft. " Er lacht. Ich gebe Joana das Geld mit. Wenn mir unterwegs noch etwas passiert, kommt das sicher weg. Ich laufe zu unseren Autos und fotografiere das Ganze noch mehrmals. Vor allem, mit sämtlichen Verkehrsschildern und Bremswegen. Nach der Feststellung, fahre ich nun endlich los zu meiner Arbeit. Inzwischen haben sich ein paar Schaulustige eingefunden, die rege den Unfallhergang diskutieren. Witzigerweise brennt das Licht noch. Die Motorhaube sitzt fest aber nicht an ihrem ursprünglichen Fleck. Ich denke, mit den Nebenschäden, auch an den unentdeckten Stellen, wird das Ganze erheblich teurer. Die Bremsen funktionieren aber erst mal. An der Schweizer Abfahrt vor Pfunds steht eine Autoschlange. Nicht in Richtung Schweiz, sondern in Richtung Pfunds. Es könnte sein, dass die auch in Richtung Samnaun wollen. Es sind italienische Nummern dabei. Auch in der Einfahrt Samnaun steht Alles. Wahrscheinlich wollen Viele noch mal Etwas einkaufen auf dem Nachhauseweg. Der Verkehr läuft zähfließend aber er steht nicht. Nach einer knappen Stunde stehe ich vor der Wahl, durch den Tunnel oder durch die Stadt Landeck zu fahren. Die Stadt hat gewonnen. Den Schleichweg muss ich heute nicht nutzen. Bereits am Stadtausgang sehe ich einen Stau. Den Stau kenne ich mittlerweile. Der ist dort jeden Tag. Das hängt das mit der Autobahnauffahrt zusammen. Die Landecker werden diese Straße hassen. Ihnen geht es wie uns. An der Abfahrt Paznauntal stehen wieder die Gendarmen. Die haben gerade ein paar Autos in der Mache. Bei den fälligen Ordnungsgeldern müssen die Gendarmen öfter arbeiten als unsere Polizia Stradale. Ein Ordnungsgeld bei uns, bringt leicht das Zehnfache. Ein Gendarm erkennt mich, grüßt und winkt mich an dem Stau vorbei. Dem hat sicher mein Essen beim Wolfgang geschmeckt. Ich bedanke mich artig, grüße zurück und kann mich in die Schlange in Richtung Paznauntal einordnen. Das spart mir schon mal zehn Minuten. Bekanntlich, haben Urlauber keine Zeit. Bis zum Wolfgang allein, brauche ich eine Stunde. Maria steht nicht draußen. Ich halte nicht an. Von dort nach Galtür, benötige ich noch mal eine Stunde. Das Frühstück ist damit verpasst. Ich freue mich schon auf den Frühstückskaffee. Karin steht mit Emil vor der Tür und raucht. Am Wochenende ist auch wieder mal Karin da. Eine hübsche Frau. Rudi zieht wieder die Spur und die Zwei scheinen das zu beobachten. In der Loipe ist schon ganz schön Viel los. Rudi muss gelegentlich hupen. Emil sagt mir: "Heute wird nicht viel." Er könnte Recht haben. Samstag war bei uns immer Wechsel. Die Neuen laufen etwas, duschen, gehen zum Abendmenü und verschwinden auf den Zimmern. Restaurants haben kaum etwas von dem Geschäft. Die Einheimischen arbeiten noch und kommen eher am Sonntag. Rolf und die anderen Fahrdienste, fahren samstags nicht zu den Pisten. Am Samstag besteht die Möglichkeit, einigen Kollegen frei zu geben. Angesichts der Staus überall, scheint das Keiner zu wollen. Es sei denn, unter unseren Kollegen sind Wintersportliebhaber. Danka und Jan sind die angesprochenen Liebhaber. Sie lieben alpinen Skisport. Beide kommen zu ihrer Saison mit einem Lieferauto. Auf der Heimfahrt sammelt Jan die gebrauchten, ausrangierten Ski von den Verleihern ein und verkauft die zu Hause. Jan fährt auch bei den Hotels vorbei. Dort lassen die Gäste ihre alten Ski einfach stehen. Der übliche westdeutsche Müllexport eben. Bei einem Neukauf sind natürlich die Entsorgungskosten für die alten Ski erdrückend. Die zehn Euro müssen unbedingt eingespart werden. Dafür bekommt ein deutscher Skitourist immerhin eine Flasche Bier an der Piste. Das Bier ist wichtiger. Emil sagt mir heute von allein, wie viel Kuchen sie verkauft haben. Reichlich. Für den Sonntag backe ich ihm zwei Bleche. Eierschecke wäre besonders beliebt. Ein halbes Blech mach ich klassisch und die andere Hälfte mit Kirschen. Auf dem anderen Blech backe ich einen gedeckten Apfelkuchen und, der Versuch ist es wert, einen Pflaumenkuchen. Für den Apfelkuchen reibe ich die Äpfel und binde die mit Bisquit, etwas Mehl und Ei. Für die Decke nutze ich die Eierdecke der Schecke und würze die mit Zimt und Nelke. Die Decke färbt sich dadurch etwas brauner. In die Pflaumen und Äpfel gebe ich natürlich Rum. Martin ruft, "Nicht so viel. Das essen auch Kinder." Ich merke, dass selbst Profis von Schauergeschichten in deutschen Medien verrückt gemacht werden. Darum mal ganz kurz zum Mitschreiben. Alkohol verdampft beim Backen. Aus Schokolade, Pralinen, Konfitüren und Glasuren, verdampft Alkohol natürlich nicht. Es gibt genug Speisen, in denen Alkohol verarbeitet wird ohne dass sie gekocht werden. Ich würde mich da nicht unbedingt an einem Stück Kuchen oder Strudel aufziehen. Wobei ich festhalten möchte, dass der Alkohol im Strudel, sicher nicht verfliegt. Dafür werden die Kinder nach dem Strudelgenuss etwas ruhiger. Zu Mittag haben wir ein paar Extrawünsche zu bekochen. Es gibt schon Gäste, die nutzen kundenarme Zeiten aus. Bisweilen endet das in sadistischen Ausmaßen. Wenn vier Gäste, pro Kopf, vier Allergien angeben, sind wir bei sechzehn Einzelgerichten. So viele Flammen und Kochstellen haben nicht einmal Großküchen. Wir bemerken, dass Allergien auch auf die Gehirnwindungen wirken. Rechnen wird dabei oft zur Hauptallergie. Martin macht das wie ich. Er schickt die Gäste ins Landecker Krankenhaus. Karin ist in der Beziehung wie Martin. Martin schickt mich nach Hause und gibt mir etwas Geld in die Hand. Es ist bedeutend weniger als gestern. Er sagt, ich soll die Finger nicht spreizen, weil es sonst ganz weg ist. Das breite Lachen dazu, zeigt etwas Schadenfreude. Die Straße nach Kappl ist ist fast autofrei. Ohne Schnee, könnte man schon mal Einhundert probieren. Gendarmen sind keine mehr zu sehen. Die Tankstelle im Ort ist leer. Maria steht nicht vor dem Hotel. Im Hotel merke ich warum. Es gibt Probleme mit den Zimmern der Anreisenden. Man streitet wie üblich. Das Geschacher um die Preise hat bei Deutschen, System. Heute herrscht aber genug Nachfrage. Maria fragt die Gäste, ob sie bleiben möchten. Sie haben das Zimmer gebucht. Das ist praktisch ein Rausschmissangebot. Die besoffene Tante die sich so über das schöne, neu gebaute Zimmer beklagte, wurde ruhig. Kein Bonus. Im Fahrstuhl jaulte die Kreatur wieder. Maria geht mit in die Küche. Die Jungs sind alle da. Samstag Abend kommen auch viele Einheimische. Zolt hat einen Hirschbraten als Tagesgericht gekocht. Samstags gehen vor allem auch die typischen Tiroler Gerichte aus Innereien. Touristen mögen das seltener. Denke ich an Beuchel oder an Blutwurstsackerl, sehe ich vor Ekel verzogene Frauengrimassen. Komisch. Als Wurst mit einem Haufen Nitritsalz, essen sie das eher. Zolt sagt, er braucht mich nicht. Es ist Alles vorbereitet. Ich bedanke mich bei ihm für den freien Tag. Markus ist auch da und wie ich sehe, will der mitkochen. Maria führt mich vors Haus, gibt mir zehn Euro und bedankt sich. "Wenn ich Dich brauche, rufe ich an." Das ist im Grunde die Freistellung, die mir das Nachfragen erspart. Sie gibt mir zwei Gläser Leberwurst mit, die Wolfgang gemacht hat. Die Fahrt nach Nauders ist ziemlich einsam. Ich könnte heute Gas geben. Leider wackelt mein rechter Radkasten. Er droht sich zu lösen bei höheren Geschwindigkeiten. Ab achtzig Stundenkilometern wird das Geräusch ziemlich lästig. Joana ist überrascht, dass ich schon da bin. Sie hat erst abends mit mir gerechnet. Neben dem Kuchen, können wir zum Abendbrot auch noch die Leberwurst von Wolfgang probieren. Verhungern können wir nicht so schnell. Mit dem Auto verzichten wir auf eine Heimreise. Das wäre zu riskant. Mittlerweile gibt es Anzeigen aus Südtirol. Die werde ich mal mit beantworten und Bewerbungen absetzen. Vorstellungen haben aber erst Sinn, wenn das Auto wieder läuft.
Geschrieben von BeyerKH
in Zweiter Monat
am
Dienstag, 5. Januar 2021 05:54
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